Ein passives Einkommen mit Dividenden erreichen, was heißt das? Viele denken bei der Beschäftigung mit Wertpapieren wie Aktien oder Fonds bzw. ETFs in erster Linie an deren schwankende Kurse, also ob die Papiere im Wert steigen oder fallen. Danach wird dann die potentielle Rendite berechnet und ob sich ein Trade lohnt oder eben nicht. Völlig vernachlässigt hierbei wird oft ein weiterer Aspekt, der Wertpapiere im Vergleich zu anderen Anlageformen so interessant und attraktiv macht: Die Dividende.
Nicht umsonst habe ich in einem anderen Artikel bereits die Möglichkeit eines Einkommen mit Dividenden als eine Möglichkeit unter vielen zum Aufbau eines passiven Einkommens beschrieben. Andere 13 Möglichkeiten findest du in dem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Dividenden?
Unter Dividenden versteht man eine Beteiligung der Aktionäre bzw. Fondsbesitzer am Erfolg des jeweiligen Wertpapiers bzw. der dahinterstehenden Unternehmen. Ein Teil der Gewinne wird also an die Eigentümer weitergegeben, bei Fonds und ETFs auch „Ausschüttung“ genannt, bei Einzelaktien „Dividende„. Diese Ausschüttungen sind dann dein passives Einkommen.
Im Gegensatz zu thesaurierenden Produkten, erhält der Anleger also einen passiven Geldfluss auf sein Verrechnungskonto durch die Dividenden*. Bei thesaurierenden Produkten werden die Gewinne automatisch reinvestiert, weshalb dort der Zinseszinseffekt stärker wirkt, als bei ausschüttenden Produkten.
Den Unterschied zwischen thesaurierenden und ausschüttenden ETFs und welche Art für dich vielleicht mehr Sinn macht, kannst du bei Bedarf in diesem Artikel nochmal nachlesen. Hier hat sich in den letzten Jahren auch steuerlich einiges geändert.
Aber das Schöne an Dividenden: Trotz aktueller Niedrigzinsphase sind mit dividendenorientierten Titeln und Fonds/ETFs trotzdem noch Renditen von ca. 5 Prozent und mehr ohne größeres Risiko und einigermaßen konstant planbar möglich!
Also wer dann noch jammert, dass man aktuell sein Geld besser unter das Kopfkissen stopfen sollte, weil „man ja eh keine Zinsen dafür bekommt“, dem kann ich dann auch nicht mehr helfen. Dividenden werden teilweise monatlich, jährlich oder vierteljährlich ausgeschüttet. Das Geld wandert dann direkt auf dein Konto, von wo es nach Belieben genutzt werden kann (oder noch besser: re-investiert).
Wie kann man so eine Performance einigermaßen risikoarm erreichen? Wie so oft lautet die Antwort: Mit entsprechenden ETFs. In diesem Falle ETFs, die speziell einen Dividenden-Index abbilden.
Bekannte Dividenden-Indices für passives Einkommen
- STOXX Global Select Dividend 100
- SG Global Quality Income
- S&P Global Dividend Aristocrats
- S&P US Dividend Aristocrats
- FTSE All-World High Dividend Yield
- Dow Jones Global Select Dividend
Auf der Seite justetf.com findest du eine geniale Abhandlung zum Thema Dividenden-ETFs und wie du in die entsprechenden ETFs investieren kannst. Zudem werden dort die Unterschiede der verschiedenen Dividenden-Indices erläutert.
Rechenbeispiele:
Du möchtest z.B. finanziell frei werden. Hierzu sparst du im Laufe deines Lebens z.B. folgende Beträge an
- 100.000 Euro
- 300.000 Euro
- 500.000 Euro
- 1.000.000 Euro
Bei einer angenommenen (konservativen) 5 % Dividendenausschüttung erhältst du in etwa folgende Dividenden-Zahlungen, planbar und regelmäßig auf dein Konto überwiesen:
- 5000 Euro / Jahr oder 416,66 Euro / Monat
- 15000 Euro / Jahr oder 1250 Euro / Monat
- 25000 Euro / Jahr oder 2083,33 Euro / Monat
- 50000 Euro / Jahr oder 4166,66 Euro / Monat
Du magst jetzt vielleicht einwenden, dass dies ganz nett gerechnet ist, aber solche Summen eh nicht zu ersparen sind und man somit erst gar nicht so ein passives Einkommen erreichen kann. Naja täusche dich nicht! Für Otto-Normalverbraucher mag das teilweise stimmen.
Wenn du aber explizit das Ziel der finanziellen Freiheit verfolgst und ein stetiges Dividendeneinkommen erreichen möchtest, sind diese Summen nicht unrealistisch, wenn du dein Leben darauf ausrichtest und Disziplin aufwendest.
Großes Kapital anhäufen ist möglich
Zumal sich ja die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens eine selbstgenutzte Immobilie kaufen, für die sie über 15-30 Jahre eine ähnlich große Summe ansparen, die aber dann halt direkt in die Immobilie wandert anstatt zu „arbeiten“. Solche Summen zu ersparen ist somit nicht nur möglich, es praktizieren sogar schon fast alle Häuslebauer und Eigenheimbesitzer unbewusst.
Aber ob man sich überhaupt eine selbstgenutzte Immobilie kaufen sollte, kannst du dir hier erörtern lassen. Alternativ nachzulesen im Standard-Werk von Gerd Kommer.
Solche hohen Summen erreichst du aber nur, wenn du intelligent investierst und den Zinseszinseffekt für dich arbeiten lässt. Ohne diesen tollen Helfer wird es tatsächlich schwer, zumindest die Beträge 3 und 4 zu erreichen. Du kannst gerne selbst etwas rumprobieren und schauen, wie mächtig der Zinseszinseffekt tatsächlich ist und was für dich realistisch ist und in welcher Zeit.
Ich habe in den Rechnungen oben zudem auch bewusst auf das Thema Steuern verzichtet, selbstverständlich müsstest du auf alle Beträge über deinem Sparerfreibetrag von 801 Euro deine reguläre Abgeltungssteuer zahlen. In diesem coolen Zinsrechner, kannst du aber sogar die Abgeltungssteuer automatisch berücksichtigen.
Natürlich kann sich innerhalb von 20-30 Jahren auch die Besteuerung verändern, weshalb ich absichtlich nicht auf die Steuern eingegangen bin. Zudem sind die Steuern im Alter in der Regel geringer, sodass die tatsächlich anfallenden Steuern unterhalb der Abgeltungssteuer liegen könnten.
Wie sicher sind Dividenden-ETFs?
Wenn du deine Investmentstrategie auf das Sammeln von Ausschüttungen und Dividenden ausrichtest, dann bist du mit Dividenden-ETFs in der Regel sicherer unterwegs als mit Einzelaktien. Dies liegt zum Einen daran, dass die ETFs die faulen Eier (sprich die Unternehmen die die Dividende nicht mehr zahlen oder diese gekürzt haben) automatisch aussortieren und gegen neue ersetzen. Zum Anderen umgehst du die Pleitegefahr von Einzelunternehmen und die Gefahr von Dividendenstreichungen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.
Gerade die Corona-Krise 2020 und der aktuelle Zeitgeist zeigen, dass ehemals als zuverlässige Dividendenzahler geltende Unternehmen und Branchen plötzlich alles andere als zuverlässig sind. Vor allem Ölfirmen oder Tabakkonzerne haben seit Jahren mit rückläufiger Akzeptanz zu kämpfen.
Zum Beispiel kürzte Royal Dutch Shell im Jahre 2020 erstmals seit über 50 Jahren seine Dividenden an die Aktionäre. Du siehst also, was lange Zeit als sicherer Hafen galt, ist inzwischen in vielen Fällen alles andere als sicher.
Dividenden-ETFs bieten hier ein stressfreies Investment, wo du dich als Kunde um kaum etwas selbst kümmern musst. Bilanzen lesen entfällt, genauso wie die Einschätzung auf Zukunftsfähigkeit einer Branche. Alles regelt der Markt hier für dich. Sehr wichtig ist aber, dass du die Kriterien der Aktienauswahl im ETF genau verstehst und intelligent wählst. So wählt der S&P Global Dividend Aristocrats nach ganz anderen Kriterien als ein STOXX Global Select Dividend 100.
Im Prinzip ist diese clevere Auswahl die einzige Leistung, die du als Anleger zu erbringen hast.
Nebenberufliches Einkommen mit Dividenden
Aber auch wenn es nicht dein Ziel ist, durch Dividendenzahlungen finanzielle Freiheit zu erreichen: Einen Urlaub oder eine nette Ergänzung zur Rente sind damit auf jeden Fall drin. Du musst dich also nicht selbst kasteien und einen minimalistisches Lebensstil verfolgen. Auch musst du nicht dein ganzes Leben dem Diktat des Geldes unterordnen.
Selbst wenn du „nur“ 10.000 Euro clever auf gute Dividenden-ETFs verteilst, sicherst du dir dadurch knapp 500 Euro im Jahr extra bzw. 41,66 Euro pro Monat. Dies angenommen bei einer Ausschüttungsrendite von 5 Prozent. Wenn man davon ausgeht, dass bei einem Großteil der Menschen die Rente durchschnittlich gerade einmal 1200 Euro beträgt, dann sind die 41,66 Euro quasi eine zusätzliche Rentenerhöhung von 3,47 Prozent. Nicht schlecht würde ich sagen.
Wenn du die Dividenden-ETfs auch noch clever auswählst, dann kannst du mit einer ganz simplen Strategie mit nur 2 ETFs an 8 von 12 Monaten Ausschüttungen bekommen. Welche ETFs das sind und wie du diese ganz simpel besparen kannst, wird dir im entsprechenden Artikel erklärt.
Im Idealfall besparst du diese Dividenden-ETFs dann noch per Sparplan, was über die Zeit dann zu stetig steigenden Ausschüttungen führen sollte. Auch hier greift wieder das Beispiel eines Schneeballes, der immer größer wird.
ETF-Sparplan bei der Consorsbank:
Fazit:
Ein nebenberufliches und nahezu passives Zusatzeinkommen mit Dividenden ist also alles andere als unmöglich oder gar schwer oder kompliziert. Du siehst, dass du sogar schon mit deinen ersparten 100.000 Euro (investiert z.B. in einen ETF auf den STOXX Global Select Dividend 100 oder globale andere ETFs) bereits eine Dividendenzahlung von etwa 416 Euro pro Monat erreichen kannst. Das ist mehr, als so mancher von der gesetzlichen Rente zu erwarten hat…
Willst du aber von den Dividenden leben, solltest du je nach deinem Lebensstandard zwischen 500.000 Euro und 1.000.000 Euro ersparen und für dich arbeiten bzw. ausschütten lassen. Solche Summen kannst du aber in der Regel nicht ohne große Entbehrungen, Anstregungen und Disziplin ersparen.
Einen Urlaub durch Dividendenzahlungen finanzieren oder sich sein nebenberufliches monatliches Einkommen aufhübschen ist aber in jedem Falle möglich.
Oder sagst du, dass zumindest 100.000 Euro anzusparen absolut utopisch und nicht für Jedermann zu schaffen ist?!
Ich für meinen Teil verfolge zwar keine explizite Dividenden-Strategie, aber trotzdem bildet der stetige Cashflow meiner Dividenden und Ausschüttungen ein zuverlässiges Fundament für die monatlichen Reinvestitionen. Dadurch dass man durch Dividenden-ETFs in der Regel aber weniger gut performt als mit marktbreiten Indices, wie in meinem Core-ETF von Vanguard, nutze ich eher selten den Fokus auf Dividenden. Also Einkommen mit Dividenden – ja, aber eben nicht nur.
Hallo Andreas,
ich glaube deine Rechnung ist noch nicht ganz zu Ende gedacht. Zwar stimmt es, dass bei 100.000 Euro 5.000 Euro Erträge p.a. rauskommen. Nach Steuern bleiben aber nur ca. 3.600 Euro p.a. übrig. Macht also erstmal nur 300 Euro im Monat.
Was aber viel interessanter ist, ist das nach 10 Jahren bei einem realistischen Dividendenwachstum von 8% p.a. 600 Euro pro Monat zu buche stehen. Neben dem Dividendenwachstum spielt hier auch der Zinseszinseffekt eine wesentliche Rolle.
Wer also frühzeitig Vermögen bildet, wird weit weniger Kapital brauchen, um 2.000 Euro im Monat zu erhalten. (Bleiben wir mal bei der Anfangsinvestition von 100.000 Euro, dann hast du nach 26 Jahren das Ziel erreicht, ohne weiteres Geld zu sparen. (auch ohne Wiederanlage)).
Grüße Thomas von DIVDepot
Hallo!
Danke für deinen Einwand. Im Text habe ich aber bewusst darauf hingewiesen, dass das Thema Steuern hierbei ausgeblendet wurde. Es macht ja einen Unterschied ob man „nur“ die Dividenden zu versteuern hat (also von seinem passiven Einkommen lebt) oder ob man zusätzlich noch reguläre Einkommensteuer zahlt (und dort auch wieder was vom Fiskus zurückbekommen kann). Selbstverständlich muss man aber bei den obigen Beträgen die Kapitalerstragssteuer/Abgeltungssteuer berücksichtigen. Da aber auch niemand sagen kann, wie hoch diese in 20 Jahren sein wird, habe ich auf die Berücksichtigung verzichtet. Ziel war eher das Ziel zu veranschaulichen.
Gruß