Aktien kaufen mit kleinem Geldbeutel? Viele Menschen möchten gerne auf dem Finanzmarkt investieren, haben aber angeblich nicht genügend Kapital auf der Seite. Überall hört und liest man schließlich, dass sich ein Engagement an der Börse in Aktien nur mit dem entsprechenden Kleingeld auf dem Konto rentiert.
Doch kann man auch mit wenig Geld an der Börse investieren? Wieviel Geld benötigt man, wenn man sinnvoll in Aktien investieren möchte? Braucht man zwingend einen Hebel bzw. kreditfinanzierte Produkte wie z.B. CFDs?
In dem heutigen Artikel möchte ich mit weit verbreiteten Mythen aufräumen, wonach der Aktienkauf nur etwas für Millionäre und Reiche sein soll. Konkret geht es um den neuen Trend Aktiensparplan. Dieser ist in den letzten Jahren immer attraktiver geworden. Doch fangen wir vorne an.
Inhaltsverzeichnis
Aktiensparplan vs. Einmalanlage
Grundsätzlich kennt man das Investieren an der Börse so: Man sucht sich ein entsprechendes Unternehmen aus und kauft sich dann davon Aktien. Hat man beispielsweise 3000 Euro zum Investieren und die Aktie kostet 100 Euro, dann kauft man sich 30 Stück. Diese wandern daraufhin ins eigene Depot und bleiben dort, solange sie nicht wieder verkauft werden. Dies nennt man eine Aktien-Einmalanlage.
Allerdings gibt es inzwischen bei immer mehr Online-Brokern auch die Möglichkeit, sich einen Aktiensparplan einzurichten. Ein Aktiensparplan funktioniert ganz ähnlich wie ein ETF-Sparplan und zwar so:
Man richtet sich den Sparplan bei seinem Online-Broker ein und erteilt ihm dadurch den Auftrag, monatlich für einen gewissen festen Betrag Aktien eines (oder mehrerer) Unternehmen zu kaufen. Um bei obigem Beispiel zu bleiben: Du möchtest 100 Euro monatlich investieren. Die Aktie kostet gerade 100 Euro. Dadurch kaufst du nun monatlich genau eine Aktie deines Unternehmens. Allerdings nur wenn man unterstellt, dass der Preis konstant bleibt, was natürlich nicht der Fall ist.
Wie funktioniert ein Aktien-Sparplan?
Wie geschrieben kauft dein Broker für dich jeden Monat (oder auch quartalsweise oder halbjährlich) Aktien für den Betrag, den du gerne investieren möchtest. Bleibt die Aktie konstant bei 100 Euro, würdest du jeden Monat genau 1 Aktie bekommen. Kostet die Aktie im nächsten Monat aber nur noch 90 Euro, bekommst du für deine 100 Euro entsprechend mehr Aktien. Du erhältst dann Bruchteile in dein Depot übertragen (beispielsweise 1,1234 Stück).
Gleiches gilt, wenn die Aktie nicht mehr 100 Euro, sondern 120 Euro kostet, also teurer wurde. Da du aber immernoch nur 100 Euro investieren möchtest, würdest du in diesem Falle keine ganze Aktie bekommen (da diese ja „zu teuer“ für dich ist momentan), sondern beispielsweise nur 0,9123 Stück. Du nutzt dadurch den Durchschnittskosteneffekt. Nun wirst du einwerfen:
"Hä, aber es gibt doch nur ganze Aktien zu kaufen...?"
Das ist korrekt. Grundsätzlich kann man keine Bruchstücke an Aktien kaufen. In einem Aktiensparplan funktioniert das mit einem kleinen Trick: Der Broker bzw. deine Bank schreibt dir die Bruchstücke gut. Wie das genau funktioniert, hat die Stiftung Warentest hier einmal genauer erklärt. Du kannst die Bruchstücke auch ganz normal wieder verkaufen, allerdings nur an deine Bank. An normalen Börsen sind Bruchstücke nicht handelbar.
Daher bist du bei Aktienbruchstücken auch immer in gewisser Weise abhängig von der Solvenz deines Brokers. Geht dieser Pleite, zählen streng genommen nur die ganzen Aktien als Sondereigentum und wären somit geschützt. Die Bruchstücke würdest du im Worst-Case-Szenario eventuell verlieren.
Was kostet ein Aktiensparplan?
Bei den meisten Online-Brokern ist die Einrichtung eines Aktiensparplans kostenfrei. Im Gegensatz zu einer Einmalanlage zahlst du aber keine normalen Transaktions- und Ordergebühren beim Kauf, sondern einen fixen prozentualen Betrag (z.B. 1,5 Prozent der Summe). Das bedeutet, dass von deinen 100 Euro monatlich, letztendlich nur 98,50 Euro tatsächlich investiert werden.
Das dann aber punktgenau mit Aktienbruchstücken. Die 1,50 Euro behält dein Broker für seine Dienstleistung ein, was insoweit auch in Ordnung geht. Nachteil dabei: Du hast leider auch keinen Einfluss auf die Börse wo gekauft wird. Hier also unbedingt vorher informieren, an welcher Börse die Sparpläne ausgeführt werden (z.B. Xetra, Tradegate, Lang & Schwarz).
Sind die 1,5 Prozent aber erstmal abgezogen, fallen bei Aktiensparplänen keinerlei weiteren Gebühren an. Wohlgemerkt: Die 1,5 Prozent sind einmalig bei jedem Kauf. Bei monatlichen Käufen, kostet dich der Aktiensparplan also 18 Euro (12 x 1,50 Euro bei 100 Euro monatlicher Sparrate) im Jahr. Du hältst deine Aktien dann aber so lange du möchtest und hast keine laufenden Kosten (im Gegensatz z.B. zu den Gebühren eines ETF), zumindest solange dein Wertpapierdepot kostenlos ist, wozu ich dir dringend raten würde.
Durch diese prozentuale Gebühr kannst du gegenüber einer Einmalanlage somit im Vorteil oder aber auch im Nachteil sein. Rechenbeispiel:
Aktien-Einmalanlage
Du möchtest 3000 Euro in eine Aktie investieren und erteilst der Bank eine entsprechende Order. Du zahlst dann bei einer Einmalanlage je nach Broker ca. 10 Euro Transaktionsgebühren und ggf. eine Börsencourtage (je nach Börsenplatz). Rechnen wir mal mit ca. 12 Euro (was realistisch ist).
Wobei der Wettbewerb hier auch schon seine Wirkung gezeigt hat: Manche Broker bieten hier schon Transaktionskosten von 1 Euro pro Trade an, zum Beispiel der Broker Trade Republic (das Angebot siehst du bei einem Klick auf das folgende Logo):
Aktien-Sparplan
Bei einem Aktiensparplan zahlst du über die 30 Monate (30 x 100 Euro = 3000 Euro) jeweils immer 1,5 Prozent deiner jeweiligen Rate. Am Ende wenn du die 3000 Euro erreicht hast, hat dich der Aktiensparplan somit 45 Euro (1,5 % von 3000 Euro) gekostet. Das aber über die 30 Monate verteilt. Auch hier fallen dann keine weiteren Kosten und Gebühren an.
Wie oben beschrieben hast du aber bei einem Aktiensparplan auch Bruchstücke von Aktien erhalten, die dann in den 30 Monaten ebenfalls für dich Rendite erwirtschaften und dir Dividende bescheren. Bei der Einmalanlage hast du nur ganze Teile in deinem Depot.
Unterm Strich ist der Aktiensparplan in diesem Beispiel also deutlich teurer.
Nun gibt es aber bei Aktiensparplänen auch die Möglichkeit von Einmalzahlungen. Dadurch lässt sich die Kostenseite etwas zugunsten des Aktiensparplanes verschieben:
Rechenbeispiel:
Du hast 200 Euro zusätzlich gespart und möchtest diese einmalig in deine jeweiligen Aktien-Anlagen investieren.
Bei der Einmalanlage würdest du deinen fixen Satz von z.B. 9,95 Euro Ordergebühr bezahlen und ggf. Börsengebühren. Das heißt von deinen 200 Euro würde nur ca. 190 Euro tatsächlich investiert. Deine 200 Euro müssten also alleine 5% Gewinn erwirtschaften, damit du Break Even bist. Bei solch geringen Summen lohnt sich die Einmalanlage also kaum.
Auch hier sind wieder die neuen günstigen Broker mit geringen Gebühren ausgenommen. Bei nur 1 Euro Transaktionsgebühren kann sich schon ein Einmalkauf für 200 Euro lohnen.
Beim regulären Aktiensparplan aus der ersten Beispielrechnung zahlst du bei einer zusätzlichen Einmahlzahlung auch nur die bekannten 1,5 Prozent auf die investierte Summe, also insgesamt 3 Euro (1,5 Prozent von 200 Euro). Somit müssen die 200 Euro nur 1,5 % Gewinn erwirtschaften, um Null auf Null zu stehen.
Lohnt sich ein Aktiensparplan?
Wenn man Einmalzahlungen clever einsetzt, kann man das negative Kostenverhältnis des Sparplans im Gegensatz zur Einmalanlage abmildern oder je nach Menge der Einmalzahlungen sogar ins Gegenteil umdrehen. Plötzlich wird dann der Aktiensparplan unterm Strich sogar günstiger als die Einmalanlage. Besonders auf langfristiger Perspektive wenn die Aktienanlage auf mehrere Jahre oder Jahrzehnte läuft, kann sich dies schon bemerkbar machen.
Also fassen wir die Vor- und Nachteile beider Arten der Aktienanlage nochmals zusammen:
Vorteile von Aktiensparplänen
- positiver Zwang zu sparen durch den monatlichen „Dauerauftrag“
- Unter gewissen Gesichtspunkten günstiger als eine Einmalanlage (siehe oben)
- Du kannst je nach Broker bereits ab 25 Euro „Aktionär“ werden (teilweise sogar schon ab 10 Euro)
- flexibel unterbrechbar und man kommt jederzeit an sein Geld
- Durch einen Aktiensparplan kannst du mehrere Aktien parallel besparen –> Risikostreuung
- Du nutzt den Durchschnittskosteneffekt (Erklärung hier)
- Keine Gefahr, bei zu hohen Kursen einzusteigen
- Finanzkrisen verlieren an Schrecken, da du automatisiert billig nachkaufst (siehe auch Durchschnittskosteneffekt)
Nachteile von Aktiensparplänen
- Dein Kapital baut sich nur langsam auf, was sich ggf. auf deine absolute Rendite negativ auswirken kann. Untersuchungen haben gezeigt, dass langfristig die Einmalanlage besser abschneidet
- Prozentuale Einmalgebühren. Bei höheren Summen rentiert sich der Sparplan weniger
- Insgesamt teurer als die Einmalanlage (Ausnahme siehe oben)
- in der Regel keinen Einfluss auf den Kaufkurs oder die Kaufbörse
Vorteile der Einmalanlage
- Einmalige Transaktionsgebühren. Je höher die investierte Summe, desto rentabler die Einmalanlage aus Gebührensicht
- Das ganze Geld arbeitet sofort ab Kaufzeitpunkt, dadurch in der Regel eine bessere Rendite langfristig
- Flexibel, man kann jederzeit verkaufen und an sein Geld kommen
- Keine Abhängigkeit von der Solvenz des Brokers
- Chance, zu einem günstigen Aktienpreis einzusteigen (Timing)…
Nachteile der Einmalanlage
- …den man aber in der Regel nur selten erwischen dürfte
- Hoher Kapitalbedarf, wenn die Streuung sinnvoll sein soll
- Gefahr des falschen Market-Timings (zu teuer eingekauft)
- kein Durchschnittskosteneffekt
- Finanzkrisen sind eine handfeste Bedrohung für das eingesetzte Kapital. Keine psychologisch beruhigende Wirkung des Sparplans
Fazit:
Was können wir also festhalten? Ja, man kann auch mit wenig Geld tatsächlich sinnvoll an der Börse investieren. Zum Beispiel mit einem Aktiensparplan. Anlegen kann man bei vielen Brokern schon ab 25 Euro pro Monat, dadurch dürfte selbst der Letzte keine Ausrede mehr haben, sich nicht an der Börse zu engagieren.
Ich selbst nutze Aktiensparpläne ab und zu zur Besparung meiner Satelliten-Aktien in meinem Core-Satellite-Portfolio. Jedoch lasse ich sie nicht stur durchlaufen, wie es bei meinen ETF-Sparplänen der Fall ist. Ab und zu kaufe ich hier auch händisch nach, einfach um ein bisschen Markettiming mit hinein zu nehmen (siehe Corona-Crash und der anschließende Aufschwung).
Grundsätzlich kann man aber eine Sache aus den Sparplänen lernen: Alte negative Glaubenssätze a la „Börse ist nur etwas für Reiche“ oder „ich habe eh kein Geld zum investieren“ entlarven sich als das, was sie sind: Eben nichts als Glaubenssätze.
Falls du nun selbst ins Handeln kommen möchtest – Folgende Broker bieten aktuell Aktiensparpläne zu guten Konditionen an:
Wie ist deine Meinung zu Aktiensparplänen? Nutzt du diese neue bequeme Art des Investierens?